Modeglossar
Leinen - uralter Stoff wieder auf der Höhe der Zeit
Gewebe aus den Fasern des gemeinen Leines, auch Flachs genannt, begleiten Menschen schon ewig. Seit dem Siegeszug der rentableren Baumwolle führte Leinen eher ein Schattendasein, das aktuelle "Leinen 2.0" ist jedoch wohlverdient. Gilt es doch als natürlich, umwelt- und hautschonend, ideal im Sommer - und edel noch dazu! Hier finden Sie Wissenswertes zu Leinenmaterial und -bekleidung.
Großer Akt - von der Leinpflanze zum Linnen
Die Faserbündel im holzigen Stängelbast der Flachspflanze müssen in vielzähligen Schritten mechanisch und chemisch aufgeschlossen werden, nasse Röst- und Trocknungsphasen wechseln einander ab. Es wird gebrochen, geschabt, geschwungen und gehechelt, doubliert und gezogen. Schließlich können die begehrten Langfasern zu grobem bis hin zu feinstem Garn versponnen werden. Das Ergebnis ist wachsartig glattes Leinengarn.
Toller Stoff - einmalig (haut)sympathisch
Angenehm griffige Haptik, trocken, kühlend und wärmend zugleich: echt Leinen. Die ultraglatten Leinenfasern haben zum einen von sich aus Glanz, weisen ganz natürlich Schmutz, Staub und Keime ab. Zum anderen können sie noch viel mehr Feuchtigkeit aufnehmen als Baumwolle, ohne sich feucht und kalt anzufühlen. Beide Eigenschaften führen dazu, dass Leinenstoff als ausgesprochen hygienisch und antiallergisch gilt, obendrein flusenfrei glatt bleibt und sich kaum elektrostatisch auflädt.
Für den so beliebten Kühleffekt des Materials sorgt schnelles Verdunsten von Körperfeuchtigkeit, perfekt also für natürlich atmungsaktive Sommerbekleidung. Leinengewebe ist sehr reißfest, daher robust und haltbar, in nassem Zustand sogar fester als trocken. Noch dazu können ihm Laugen, chemische Reinigung und Kochwäsche nichts anhaben.
Was Leinen nicht ist: elastisch und knitterfrei! Ausgleichend werden seine Falten zum "edlen Knittern" erhoben und die Schnitte eher körperfern ausgelegt. Die Naturfasern lassen sich nur schwer färben. Deshalb sind Leinenstoffe entweder ungefärbt naturbelassen, weiß gebleicht oder in eher gedeckten bis pastelligen Tönen mal eingefärbt, mal bedruckt.
Von Kopf bis Fuß - Leinen für viele Gelegenheiten
Sie können sich ganz und gar in Leinen einkleiden. Zwischen Basecap und Espadrilles, von Unterwäsche bis Trenchcoat, sogar strapazierfähige Arbeitskleidung aus schwerer Qualität, alles ist aus diesem vielseitigen Material zu haben. Charakteristisch für Leinenmode ist ihr leger-weiter- Schnitt: figur-schmeichelnd, natürlich frisch und unnachahmlich.
Aus feinem Glanzleinen finden Sie vor allem sommerliche Blusen, sportive Hemd- oder feminine Carmenblusen zum Beispiel. Röcke und Kleider im Loose Fit eignen sich für die Stadt, kombiniert mit edlen Accessoires auch fürs Business. In der nächststärkeren Leinenklasse rangieren dann Jacken und elegantere Stücke wie Blazer, Hosenanzüge und Kostüme, immer mit der gewissen Laisser-fairen-Note.
Locker-legeres Knitterleinen - was passt dazu?
Die natürlich ungezwungene Ausstrahlung von Leinenbekleidung in weiten, offenen Schnitten können Sie besonders betonen durch Baumwoll- oder Viskosestücke mit ähnlicher Anmutung. Gesellen Sie zum sandfarbigen Leinen-Wickelrock einen groben Cotton-Strickpullover in Creme.
Das wirkt edel, entspannt und lässt eine frische Brise aufleben. Sie können aber auch Kontraste mit hautengen Teilen aus modernen elastischen Mischgeweben setzen. Die enge Denim-Jeans zur weißen Hemdbluse, ein schlichtes T-Shirt zur Leinen-Wide-Leg mit Makramee-Gürtel und feinen Ledersandaletten: lässig und schick. Auch Elegantes kann toll dazu wirken, wie´s gefällt.
Leinenkleidung pflegen - so bleibt sie lange schön
Leinen ist weniger scheuerfest als Baumwolle und meist auch nicht so farbecht. Andererseits wird er mit jeder Wäsche immer weicher und saugfähiger.
Tipp: Einweichen vor der ersten Wäsche in Wasser, bewahrt schwere Leinenstücke vor Faserbruch und dauerhaftem Knicken. Viel Wasser und Platz verringern nämlich die Reibung. Folgendermaßen sollten Sie bei der Pflege von Leinen vorgehen:
wählen Sie den Schonwaschgang und drücken Sie die "Wasser plus"-Taste
gut geeignet sind Flüssigwaschmittel oder Neutralseifen
gefärbte Leinen nur bis 40 °C, naturfarbene und weiße Leinen bis 60 °C waschen