Lyocell gehört zur Kategorie der "Man-made-Zellulosefasern". Das heißt: Die Faser wird aus natürlichen Rohstoffen gewonnen, aber industriell produziert. Ausgangsbasis ist bevorzugt Eukalyptusholz aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Lyocell fühlt sich glatt und fast seidig an - und ist ein wahres Chamäleon: Das Material wärmt so wohlig wie Wolle, kühlt wie Leinen und kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen als Baumwolle

Woraus besteht Lyocell/Tencel?

Lyocell/Tencel wird wegen seiner multifunktionalen Eigenschaften häufig auch als "Komfortfaser" bezeichnet. Das Material:

ist ein exzellenter Feuchtigkeitsmanager

ist sehr reißfest und langlebig

hat eine hervorragende Ökobilanz

Eukalyptusholz bildet die Ausgangsbasis des Materials. Die Anbauflächen werden nachhaltig bewirtschaftet und die Bodenbeschaffenheit erlaubt keine andere landwirtschaftliche Nutzung. Anders als bei Baumwolle werden also keine Felder "verbraucht", die auch für den Nahrungsmittelanbau genutzt werden könnten.

Und: Eukalyptus ist natürlich resistent gegen Schädlingsbefall - auf Pflanzengifte kann daher gänzlich verzichtet werden.

Ohne Pestizide und sparsam im Wasserverbrauch

Eukalyptus benötigt aber nicht nur keine Pestizide, sondern überdies auch keine Düngung und keine künstliche Bewässerung. Unabhängige Studien haben errechnet, dass für ein gewöhnliches Baumwoll-T-Shirt rund 2000 Liter Wasser vonnöten sind. Die Eukalyptuspflanze kommt mit zehn- bis zwanzigmal weniger aus. Und die Faserausbeute ist - gemessen am Grund und Boden - bis zu zehnmal effektiver.

Die nachhaltige, "ungiftige" Produktion von Tencel

Das anspruchslose, natürliche Grundmaterial wird sehr umweltgerecht weiterverarbeitet. Kleine Schnipsel des Eukalyptusholzes werden zunächst eingeweicht, um den Zellstoff herauszulösen. Unter Zugabe von Wasser und eines ungiftigen Lösungsmittels entsteht ein Zellstoffbrei, der unter Vakuum erhitzt wird.

Das Wasser wird dabei wieder entzogen. Die entstandene "Spinnlösung" erfährt eine Filterung, bevor Spinndüsen schließlich die Entstehung der komplexen Faser in einem Spinnbad vorbereiten. Die gesamte Produktion gestaltet sich als geschlossener Kreislauf. Das Wasser wird wieder entzogen und das aus der Faser gelöste Lösemittel ist zu einhundert Prozent biologisch abbaubar - wird aber zunächst zu 99,5 Prozent wiederverwendet.

Ein perfekter Feuchtigkeitsmanager

Lyocell/Tencel schickt sich aktuell an, den gängigen Faserstoffen ernstzunehmende Konkurrenz zu machen. Begründet liegt der Siegeszug des Materials vor allem in der natürlichen, mikrofeinen Faserstruktur. Diese "schleust" Feuchtigkeit sofort ins Faserinnere - und gibt sie genauso zügig wieder nach außen ab. Bettwäsche aus Lyocell kann so für ein optimales Schlafklima sorgen.

Die Faser kann bis zu 50 Prozent mehr Feuchtigkeit absorbieren als Baumwolle. Ein Pluspunkt, der das Material für die Verarbeitung in Sportbekleidung geradezu prädestiniert.

Die nichtvorhandene Feuchtigkeit macht das Material außerdem weniger anfällig für Bakterien und "muffige" Gerüche. Lyocell/Tencel wird nicht zuletzt deshalb von Allergikern geschätzt.

Tencel ist kombinationsfreudig

Die Faser wird allerdings auch sehr gerne mit anderen Materialien kombiniert - um diese mit zusätzlichen Eigenschaften auszurüsten. Die Anwendungsbereiche reichen von Strick über Jersey bis hin zu Denim. Die geringe Knitterneigung der Faser ist beispielsweise bei "bügelfreien" Hemden und Blusen für die kaum vorhandene Faltenbildung nach der Wäsche verantwortlich.

Hervorgerufen wird dieser Umstand durch das voluminöse Aufquellen des Materials im Nasszustand. Auch Denimstoffe erhalten durch die Vermischung mit Tencel die je gewünschten Eigenschaften: Von soft fließend bis eher rau-robust. Bei Dessous und Unterwäsche steht die Atmungsaktivität und natürlich der sehr angenehme Tragekomfort im Vordergrund.

Grundsätzlich pflegeleicht, aber Etikett beachten

1. Tencel-Gewebe sind pflegeleicht und können bedenkenlos bis zu 60 Grad in der Maschine gewaschen werden.
2. Prinzipiell sind sie auch trocknergeeignet oder können gar chemisch gereinigt werden.
3. Trotzdem bitte auf das jeweilige Pflegeetikett achten, da das Material - wie erwähnt sehr häufig mit anderen Fasern kombiniert wird.
4. Die Frage, ob Lyocell/ Tencel gebügelt werden kann, erübrigt sich fast.
5. Die Faser als solche ist knitterfrei, bei Mischgeweben sollte die Temperatur nicht zu heiß gewählt werden.

Ein Multifunktionskünstler mit hohem Tragekomfort

Die Faser Lyocell, die unter dem Markennamen Tencel vertrieben wird, ist ein kleiner Multifunktionskünstler mit nur positiven Eigenschaften. Das Material zeichnet sich durch einen angenehmen Griff aus und ist ein großartiger Feuchtigkeitsmanager. Lyocell/Tencel wirkt im Sommer kühlend und im Winter wärmend. Die Faser knittert nicht, ist reißfest und langlebig. Und das alles ganz ohne Chemie.